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Akademisch erklärt | Straßennamen: Die Rosenstraße in Münster

Heute starten wir eine neue Reihe, in der wir euch die (teils kuriosen) Straßennamen in Münster erklären. So erfahrt ihr mehr über die Stadt und entdeckt vielleicht die eine oder andere Ecke nochmal neu. Egal, ob ihr ganz neu in Münster oder schon alteingesessen seid – ihr werdet die Stadt und ihre Straßen auf jeden Fall mit anderen Augen sehen!

Den Anfang macht die Rosenstraße in Münster. Sie befindet sich in Münster-Mitte, im Bezirk Buddenturm / Überwasser. Die Rosenstraße verläuft von der Ecke Spiekerhof / Spiegelturm bis hin zum Rosenplatz an der Kreuzstraße (die viele von euch sicherlich durch den einen oder anderen Kneipenabend kennen dürften).

Auf dem Infoschild zur Rosenstraße steht vermerkt:

1823 so nach der nördlich abzweigenden mittelalterlichen „Rozendalessteghe“ genannt, die zum früheren Bauernhof (1232) und späteren Beginenhaus „Rosenthal“ führte.

Hinweisschild unter dem Straßenschild „Rosenstraße“

Falls euch ein paar der Begriffe nicht bekannt sein sollten, erklären wir sie hier kurz:

Steghe / Stege / Stiege

ist ein altes deutsches Wort, das (ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen) einen Weg beschreibt. In Münster werdet ihr häufiger über Straßennamen stolpern, die Variationen von Stege / Steghe / Stiege oder auch Geest im Namen tragen.

Beginen (und Begarden)

sind bzw. waren Mitglieder religiöser Laiengemeinschaften in Europa – bis ins 20. Jahrhundert hinein! Sie lebten nach dem Armuts- und Bußideal und kümmerten sich um Arme, Kranke und Sterbende.

Das Beginenhaus Rosental (bzw. Rosenthal)

war der Vorläufer des Schwesternhauses Rosental in Münster. Das Haus, um das es geht, existierte von etwa 1232 bis 1890 und durchlief eine Reihe von Veränderungen: Der Hof Rosendal wurde 1232 von der Äbtissin Ida von Sayn an ein Ehepaar verpachtet, wie der Hof genutzt wurde, ist nicht bekannt. Im Jahr 1326 lässt sich dort unter demselben Namen erstmals ein Beginenhaus nachweisen. Bis ins 15. Jahrhundert gibt es kaum Aufzeichnungen über die weitere Nutzung des Hauses.

1463 wurde den Beginen die Annahme der Augustinerregel vorgeschrieben, nach der das religiöse Leben gestaltet werden sollte. Dies wurde nicht beachtet und auch 1691 noch verzichteten die Schwestern im Haus Rosental auf ihre eigene Klosterkirche und besuchten den Gottesdienst im Überwasserstift.

Unter den Wiedertäufern wurde das Beginenhaus bzw. offiziell „Kloster“ (auch wenn sich nicht an die Regeln gehalten wurde) 1534 zum Gefängnis, in dem Frauen gefangen gehalten wurden, die ihren Ehemännern nicht gehorchten. Doch auch diese Umweihung überstand das Haus, ebenso wie den Dreißigjährigen Krieg.

1803 wurde aus dem Beginenhaus bzw. Kloster eine Versorgungsanstalt für weibliche Personen. 1808/09 wurde das Haus in seiner ursprunglichen Form aufgelöst, die Schwestern erhielten eine Rente als Abfindung. In den folgenden Jahren diente das Gebäude dann als Lazarett, als Kattundruckerei und 1849 als Husarenkaserne. Seit 1890 gibt es das Haus nicht mehr.

Straßennamen akademisch erklärt!

Wenn ihr euch das nächste Mal bei einem Straßennamen fragt, woher der dieser eigentlich kommt, macht ein Foto und schreibt uns bei Instagram. Wir recherchieren für euch und stellen die Straße mit ihrer Geschichte vor!

Quellen

Klosterdatenbank: https://klosterdatenbank.adw-goe.de/gsn/1033

Vermessungs- und Katasteramt: https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/rosenstrasse.html

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwesternhaus_Rosental

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